Nicht nur der Politik ist das Wohlergehen der Kinder egal

Skandalöse Zustände bei Sat1 und der ImagoTV GmbH! Das Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern wurde von den verantwortlichen Medienanstalten mit Füßen getreten!
Bevor ich damit beginne, einen unglaublichen Fall in Sachen Missachtung des Kindeswohls im deutschen Fernsehen zu schildern, weise ich darauf hin, dass ich diese Zeilen komplett selbst verfasst habe und alle von mir erhobenen Vorwürfe durch Zeugen und Dokumente belegbar sind.
Da ich inhaltlich keinen Fehler machen möchte, lese ich über eine Teleprompter-App ab.
Mein Name ist Matthias Distel, ich bin Unternehmer, Produzent und Musiker. Aber ich bin vor allem eines…ich bin Familienvater.
Ich habe in der vergangenen Woche am Sat1 Format „Plötzlich arm, plötzlich reich“ teilgenommen. Das Format ist ein „soziales Tauschexperiment“ bei dem wie in diesem Fall ein vermeintlich wohlhabendes Paar mit einer vermeintlich armen Familie die Wohnorte tauscht und bei dem gegenseitig das Leben der Anderen nachgelebt werden soll. Wenn man bereits ausgestrahlte Formate anschaut, stellt man fest, dass oft Familien mit Kindern zum Einsatz kamen.
Zum Schutz der Familie und insbesondere der Kinder, die an diesem aktuellen Format gemeinsam mit mir teilnehmen sollten, werde ich in meinem folgenden Statement weder die Namen, noch den Wohnort bekanntgeben.
Genauso wie ich noch niemals die Identität meiner Familie preisgeben habe, werde ich den Namen meiner Begleitung auch nicht nennen, da ich durch meine Erfahrungen mit Presse und Medienanstalten äußerst vorsichtig bin.
Aber eines noch vorab.
Alle am Format teilnehmenden Personen wurden im Vorfeld gecastet und die jeweiligen Lebensumstände wurden überprüft.
Dies geschah durch von den Protagonisten selbst gedrehte Videos, durch teils lange persönliche Gespräche per Telefon oder Videocalls und durch Selbstauskünfte, die von den erwachsenen Beteiligten ausgefüllt wurden.
Die Familie wurde zudem genau wie ich am ersten Produktionstag zusätzlich zuhause durch ein Filmteam der ImagoTV GmbH portraitiert.
Am letzten Sonntag ging es dann endlich los.
Ich war nervös, freute mich aber eigentlich auf diese persönliche Erfahrung und hoffte darauf viele Eindrücke zu sammeln, mein eigenes Leben dadurch auch mal wieder zu reflektieren und der Familie am Ende des Experimentes vielleicht sogar ein paar Hilfestellungen geben zu können.
Versüßt werden sollte mir die Teilnahme mit einer stattlichen Gage. Dieses Geld hätte ich bekommen, wenn ich alle 9 Drehtage durchgezogen hätte und mich zudem an die Produktionsvorgaben gehalten hätte. Konnte ich aber nicht…
Es war ca. 14 Uhr am letzten Sonntag, als wir die Wohnung der Tauschfamilie betraten.
Wie bei Dreharbeiten sonst auch oft üblich wurde das Eintreffen mit dem Auto, der Gang zur Haustür und der Weg durchs Treppenhaus zur Wohnung gefilmt. Zusätzlich wurden wir von der Redakteurin zu unseren Erwartungen interviewt. Bis dahin schien für mich soweit alles normal.
Das änderte sich allerdings schlagartig beim Betreten der Wohnung.
Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir absolut nichts über diese Familie, außer dass sie arm sei und wohl mehrere Kinder haben soll.

Um auch hier die Privatsphäre der Familie zu schützen erspare ich allen genauere Details.
Die Tatsache, dass wir nach zehn Minuten Aufenthalt weinend vor der laufenden Kamera standen soll lediglich deutlich machen, welche Emotionen beim Anblick dieser Zustände aus uns herausbrachen.
Die Redakteurin weinte mit uns.
Hoch emotionalisiert und nicht fassend, dass in diesem Haushalt 4 Kinder leben sollten, erkundeten wir nach und nach die Räumlichkeiten.
Nach ca. einer Stunde Aufenthalt in der Wohnung wurde die Kamera ausgeschaltet und die Diskussion begann.
Mein Kopf ratterte, mein Herz weinte und Wut stieg in mir auf.
Ich stellte Fragen, aber ich bekam anfänglich für mich nur unbefriedigende Antworten der Redakteurin, die zunehmend nervöser wurde.
Nachdem uns das Team gegen 19 Uhr verließ, begannen wir damit das Puzzle was vor uns in 1000 Einzelteilen lag zusammenzubauen.
In der Wohnung hing ein Kalender, der die letzten 6 Monate der Familie dokumentiert.
Jedes Familienmitglied hatte seine eigene tägliche Spalte.
Die zwei jüngsten Kinder sowie die Mutter befinden sich laut Eintragungen auf diesem Kalender in psychologischer Behandlung.
Ich greife jetzt schon vorweg, dass später herauskam, dass die Produktion über die Behandlung der Kinder Bescheid wusste.
Sofort kam die Frage bei uns auf, ob man Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren, die offensichtlich psychische Probleme haben, rechtlich und moralisch gesehen in ein Fernsehformat ziehen kann, bei dem 8 Tage am Stück bis zu 10 Stunden gearbeitet werden sollte.
Ich rede an dieser Stelle bewusst von Arbeit, da der Redaktionsplan ein strukturiertes Abdrehen von vielen Punkten vorgibt. Kinder müssen demzufolge „funktionieren“ und werden dabei redaktionell geleitet. Dies erfordert selbst für Erwachsene ein hohes Maß an Konzentration, Disziplin und Ausdauer. Auch deshalb, weil Szenen ständig wiederholt werden müssen, damit der Schnitt genug Auswahl für das Endergebnis hat.
Zudem begannen wir am selbigen Abend noch in der Nachbarschaft zu recherchieren und betrachteten uns das Wohnumfeld.
Am nächsten Morgen stand das Drehteam um 6:30 in der Wohnung. Meine Fragen zum Thema Psychologen wurden konkreter.
Warum sind die Kinder in Behandlung? Hat der Sender und die Produktionsfirma das gewusst? Wurde selbst ein Kinder-Psychologe zu Rate gezogen und überprüft, ob diese Kinder genug gefestigt sind, um diesem Drehstress bedenkenlos ausgesetzt zu werden. Ertragen diese Kinder das Mobbing in der Schule, wenn ihre Lebensumstände vor einem Millionenpublikum gezeigt werden?
Die Antworten waren ernüchternd.
Laut Redakteurin berief man sich lediglich auf die selbst in psychologischer Behandlung befindlichen Aussagen der Mutter und ein angebliches Telefonat mit der Familienhilfe.
Ich gab mich vorerst mit dieser Aussage ab , spürte aber die immer größer werdende Nervosität des gesamten Teams.

Nachdem ich zu diesem Zeitpunkt vor der Kamera zwei Tage sehr negative Statements abgegeben hatte, weil ich einfach auch nichts Positives in diesem Umfeld entdecken konnte, wurde ich am Dienstag morgen mit Nachdruck darum gebeten, meine Stimmung doch bitte ins Positive zu drehen, damit die Geschichte in ein „Happyend“ gedreht werden könne.
Gleichzeitig wurde mir suggeriert, dass die Kinder sich in meinem Umfeld in Limburg sehr wohl fühlen würden und die sehr herzlich wirkenden Eltern eine tolle Zeit bei mir hätten.
Ich solle doch abwarten auf ein am Nachmittag anstehendes Gespräch mit der besten Freundin der Mutter, die mir sicherlich alle Sorgen und Ängste in Sachen Kindeswohl nehmen könne.
Ich spielte folglich dieses Spiel vor der Kamera bis um 15 Uhr mit.
Dass ich dann vor laufender Kamera über jene Person erfuhr, dass die Kinder in der Vergangenheit durch ihren eigentlichen Vater schwerste Kindesmisshandlungen erlitten haben sollen, führte von meiner Seite zum sofortigen Abbruch der Dreharbeiten.
Ich zitierte die anwesende Redakteurin umgehend ins Nachbarzimmer und fragte sie, ob der Sender Sat1, ImagoTV und das komplette Team noch alle Tassen im Schrank habe, denn ausnahmslos alle beteiligten Redakteure, sowie der Aufnahmeleiter wussten spätestens montags, dass mit schwer traumatisierten Kindern gedreht wurde. Sie wussten ALLE vorher, dass diese Kinder in psychologischer Behandlung waren! Auch die Geschäftsführung von ImagoTV in Person von Andrea Schönhuber musste diese Information gehabt haben!
Und der Beweis kam prompt!
Die Redakteurin brach weinend zusammen und zeigte mir eine Nachricht vom vorherigen Tag, in der sie die Zustände anmahnte und ganz deutlich ihren Unmut äußerte, dass mit traumatisierten Kindern gedreht wurde.
Den Screenshot dieser Nachricht, sowie alle Hinweise, die belegen, dass der Sender und die Produktionsfirma von diesen Misshandlungen wissen mussten und zumindest im Vorfeld erahnen konnten, befinden sich in meinem Besitz.
Doch was dann passierte, hätte ich mir in den schlimmsten Albträumen nicht ausmalen können.
Die Redakteurin erzählte mir was während den letzten Tagen und Stunden in meiner Wohnung und bei den Tätigkeiten der Familie in meinem privaten und beruflichen Umfeld passiert sei.
Die Redakteure, die Aufnahmeleitung und die Produktionsfirma befanden sich somit im ständigen Austausch.
Wir riefen daraufhin gemeinsam den Aufnahmeleiter an, der sich zu diesem Zeitpunkt bei der Familie befand.
Auch er knickte ein und begann zu erzählen.
Hier jetzt der Inhalt des Telefonates aus meiner Erinnerung: Einer der Jungen schlug sich laut Aufnahmeleitung mehrfach den Kopf an meine Zimmerwand, um sich selbst zu verletzen. Auf dem Weg zu einem Außendreh kotete dieser Junge sich ein. Der Andere der Jüngsten Geschwister stand auf meinem Balkon im 4. Stock und schrie, dass er sich jetzt umbringen würde. Zudem schlugen sich die jüngsten Geschwister mehrfach. All diese Vorfälle seien direkt der Chefetage übermittelt worden.
Jeder einzelne dieser Vorfälle hätte mit dem Hintergrundwissen des Senders und der Produktion zum sofortigen Abbruch des Formates führen müssen.

Anstatt dessen wurde appelliert, die laufende Produktion nicht zu gefährden und den Dreh fortzuführen!
Am Set sprach man laut Aussage, die mir gestern zugespielt wurde von einem „Freiläufer“. Dieser Begriff findet laut meiner Recherche bei Dreharbeiten Anwendung, wenn Risiken bekannt sind, aber bewusst ignoriert werden, in der Hoffnung, dass alles gut geht!
Ethik , Moral, Anstand und das Kindeswohl wurden dabei vollkommen und in meinen Augen vorsätzlich ignoriert!
Schockiert und mit Tränen in den Augen stand ich neben einer immer noch weinenden Redakteurin. Ich beschloss zum Rest des Teams und der Bekannten der Mutter zu gehen. Dort bestand ich darauf, den ältesten Sohn, der dem Experiment fernblieb in die Wohnung bringen zu lassen.
Als er eintraf befragte ich ohne laufende Kamera beide in Anwesenheit des Drehteams konkret nach dem seelischen und körperlichen Zustand der beiden jüngsten Kinder.
Die Stuhlinkontinenz, die laut Aussage ein dauerhaftes Problem des einen Jungen sei, soll durch eventuelle Verletzungen des Analbereiches entstanden sein. Zudem läge eine schwerwiegende Rückenverletzung durch Tritte und Schläge des leiblichen Vaters vor.
Zusätzlich wurde mir berichtet, dass Kinder dieser Familie einer dreimonatigen Entführung ausgesetzt waren, wofür ich selbst aber außer dieser Aussage sonst keine Belege für habe.
Alle weiteren Einzelheiten, die ich seitdem noch erfuhr, erspare ich hiermit jedem, der sich das bis hier her angehört hat.
Um ca. 21 Uhr holten wir ein Taxi und zogen mit dem Team in ein Hotel.
Ich überlegte mir nachts wie ich verhindern könnte, dass der Abbruch des Drehs nicht zu einer weiteren Belastung und zu Schuldgefühlen bei den Kindern führt.
Ich beschloss am Mittwoch morgen in Absprache mit ImagoTV die Familie eine weitere Nacht bei mir zu lassen, damit wir für die Kinder einen halbwegs angenehmen Abschluss des Projektes finden konnten.
Mittwochs mittags lernte ich die Familie dann persönlich kennen und erklärte in Abwesenheit der Kinder, warum das Projekt von mir beendet wurde.
In Absprache mit ImagoTV blieb die Verantwortung für die Familie bis Donnerstag Nachmittag in den Händen der Redakteurin und des Aufnahmeleiters.
Nachdem die Familie abgereist war kam es dann zur formellen Übergabe meiner Wohnung.
Den Abend zuvor schrieb ich um 18:12 Uhr eine Email mit allen gesammelten Informationen an zwei leitende Mitarbeiter von Sat1, an eine Redaktionsleiterin und die Geschäftsführerin der ImagoTV GmbH Andrea Schönhuber, in dem von mir gesagt wurde, was gesagt werden muss! Schonungslos und offen!
Denn es geht hier um Kinder! Schwer traumatisierte Kinder, die in meinen Augen aufgrund von möglichst hohen Quoten und einer menschenverachtenden Herangehensweise die Sensationsgier der breiten Masse befriedigen sollte.
Ich habe jetzt 4 Nächte mit mir gerungen, ob dieses Thema in die Öffentlichkeit gehört.
Schließlich wurde den Mitarbeitern hier vor Ort bereits am Dienstag Illoyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber vorgeworfen, weil sie mir aufgrund meiner Entscheidung weitere Informationen geliefert haben.
Vor diesen Mitarbeitern ziehe ich den Hut. Sie haben trotz finanzieller Abhängigkeit zu ImagoTV und Sat1 Entscheidungen im Sinne des Kindeswohls getroffen. Sollten diese Mitarbeiter im Anschluss an diese Veröffentlichung arbeitsrechtliche Konsequenzen tragen müssen, dann wäre dies ein weiterer Skandal!
Am Mittwoch habe ich in meiner Mail an die Verantwortlichen geschrieben, dass ich um interne, lückenlose Aufklärung bitte und im Sinne aller Beteiligten kein Interesse an einer öffentlichen Diskussion habe.
Meine Entscheidung habe ich trotz einer Antwort und vielen Eingeständnissen von Frau Schönhuber trotzdem revidiert, weil ich bei meinen Recherchen auf einen ähnlichen Verstoß im Jahre 2011 der selben Firma, ebenfalls unter der Federführung von Frau Schönhuber gestoßen bin und dadurch leider davon ausgehen muss, dass keine Lehren daraus gezogen wurden und dass dieser Fall aufgrund dessen unter den Teppich gekehrt werden könnte.
Und nochmal ganz deutlich:
Wenn das Veröffentlichen dieser Zeilen jetzt zur Folge haben sollte, dass diese Menschen, die hier vor Ort zur Aufklärung beigetragen haben, ihren Job verlieren, dann verliere ich den letzten Funken Glauben an Anstand und Moral in diesem Land!
Ich fordere hiermit Sat1 und ImagoTV zur lückenlosen Aufklärung der Geschehnisse auf und appelliere gleichzeitig an alle, ob im beruflichen oder im privaten Umfeld im Sinne unserer Schwächsten, unseren Kindern, in Zukunft wachsamer zu sein!
Des Weiteren bitte ich das zuständige Sozialamt und Jugendamt, welches bereits durch eine mutige Redakteurin vorinformiert wurde, der Familie und insbesondere den Kindern alle Hilfestellungen zu bieten, die helfen das seelische Leid zu mindern.
Für meinen Teil werde ich den Kontakt zur Familie intensivieren und werde versuchen ein Stück dazu beizutragen, dass neue Perspektiven entstehen. Ich habe diese Familie gestern Abend in einem ausführlichen Gespräch über diesen Schritt informiert.
Presse und Medien möchte ich bitten, die Familie in Ruhe zu lassen und sich im Allgemeinen mehr dem Gesamtthema Kindeswohl zu widmen, statt aus dieser Familie jetzt noch Quoten und Kapital schlagen zu wollen.
Zur rechtlichen Einschätzung des Sachverhaltes kann ich als juristischer Laie wenig sagen, ich bin aber nach genauer anwaltlicher Prüfung bereit, Strafanzeige gegen Sat1 und die ImagoTV Gmbh zu stellen.
Mich selbst erwartet durch diese Veröffentlichung ein Strafverfahren wegen Vertragsbruch. Ich verstoße hiermit gegen eine Vertragsklausel, die mich unter Androhung einer Geldstrafe zum Schweigen zwingt. Diese Klauseln sind bei Produktionsverträgen üblich, damit unter anderem so etwas wie heute nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Ich nehme hiermit alle persönlichen Konsequenzen und Nachteile in Kauf.
Ich habe in den letzten Tagen mit vielen Fernsehmenschen gesprochen, habe unbequeme Fragen gestellt.
Ich weiß jetzt ganz sicher, dass da draußen viele „Geheimnisträger“, die beim Fernsehen arbeiten, ein schlechtes Gewissen bekommen. Und dass es Promis gibt, die ähnliches erlebt haben.
Ihr müsst ja nicht an die Öffentlichkeit damit, aber sagt beim nächsten mal einfach STOP und verzichtet lieber auf eure Bezahlung, als auf das Wohl unserer Kinder!
Und am Ende einer für mich sehr denkwürdigen Woche bleibt in mir das Gefühl mich mitschuldig gemacht zu haben! Mitschuldig, weil ich selbst Teil dieser perversen, deutschen Medien und Fernsehkultur geworden bin!

Gefunden bei Facebook Text von Matthias Distel

 

 

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